ULTRAMARIN
Drago Persic

Ohne Rücksicht auf den Variantenreichtum eines einzelnen Pigments und die Schwierigkeiten der Farbbenennung werden die einzelnen Farben nach ihrer chemischen Beschaffenheit klassifiziert. Der Katalog dokumentiert die 67 reinen Pigmente im Tuch und deren Zwischentöne, Helligkeitsstufen und die an das Tuch angrenzenden Farbverläufe.
Vom Pigment, zu Adobe RGB, zu CMYK, zum Druck.

PY 3 Hansagelb
Dieses Pigment wird auch als Arylidgelb, Zitronengelb, Monoazogelb, Permanentgelb und Echtgelb gehandelt. Die gelben Pigmente mit den Pigmentnummern PY 1, PY 3, PY 65, PY 74, PY 97, PY 151 sind synthetische, unverlackte, organische Pigmente mit gleicher chemischer Zusammensetzung. PY 1 kam 1910 auf den Markt. Seitdem werden die dem Kadmiumgelb im Ton ähnlichen Pigmente stetig verbessert und mit neuen PY-Nummern gekennzeichnet und
vermarktet.

PY 34 Chromgelb
Das van Gogh-Sonnenblumengelb besteht aus giftigem Bleichromat (Krokoit). Es ist ein brillantes Gelb, welches unbeständig ist, da es nachdunkelt. Gewünscht hatte sich van Gogh das wesentlich teurere Kadmiumgelb. Abgesehen davon ist es schön, dass sich die Farbe der Blumen verändert – so wie in der Natur beim Welken.

PY 35 Kadmiumgelb
Die sehr beständigen, lichtechten und deckenden Kadmiumsulfidpigmente haben einen einzigartigen Nelkenduft. Eigentlich ungiftig, setzt die Farbe beim Verbrennen das hochgiftige Kadmiumoxid frei, und muss daher als Sondermüll entsorgt werden. Das Pigment wird mittlerweile fast nur noch bei Künstlerfarben eingesetzt.

PY 39 Auripigment
Das äußerst giftige Arsengelb, welches auch Rauschgelb oder Königsgelb genannt wird, ist eines der ältesten Gelbpigmente. Die rötlichere Variante heißt Realgar. Gefirnist hängt das giftige Arsensulfid in so manchem Museum. Ohne Firnis würde sich das Arsensulfid in Arsenoxid (Arsenik) umwandeln (auch Kokain der Bauern genannt, siehe Hittrach, Hüttenrauch und die Arsenesser aus der Steiermark).

PY 41 Neapelgelb
Neapelgelb basiert auf dem giftigen Bleiantinomat. Das Gelb hat allerdings nichts mit der Stadt Neapel zu tun. Der Irrtum und der Name entstanden durch eine frühe Aufzeichnung des Scheinkuppelmalers Andrea Pozzo.

PY 42 Ocker natürlich
PY 43 Ocker synthetisch
Der natürliche Ocker ist eine Erdfarbe und wurde schon von den Künstlern der Steinzeit (Altamira) eingesetzt. Genauso wie beim Eisenoxidrot wird nicht nach Farbton und Variante klassifiziert, sondern zwischen natürlich vorkommendem und synthetisch hergestelltem Ocker unterschieden. Die roten Varianten beinhalten mehrheitlich Hämatite und die gelblichen Ockervarianten vor allem Goethite oder/und Jarosite.

PY 65 Permanentgelb > PY 3 Hansagelb

PY 119 Toskaner Erde
Ein Zinkeisenbraun. Als gelbes Pigment klassifiziert, findet dieses moderne Braun in der Lackindustrie Verwendung.

PY 129 Grüngoldgelb
Dieses Pigment wird auch unter dem Namen Irgazin gehandelt und ist ein sehr lichtechtes Grüngoldgelb im Ton.

PY 184 Vanadiumgelb
Auch Bismuthgelb genannt, ist dieses relativ neue Pigment eine umweltfreundliche Alternative zum Kadmiumgelb.

N Y 13 Stil de Grain
Das Schüttgelb oder im Holländischen Schijtgeel (Scheißgelb) hat in etwa die Farbe und Konsistenz gelber Exkremente von Neugeborenen. Entweder leitet sich der Name von diesem Eindruck her oder von dem Umstand, dass die Kreuzdornbeeren, aus denen der färbende Anteil stammt, auch abführend wirken.

PO 13 Turner-Orange
Das Orange wird aufgrund der ausgezeichneten Wasserechtheit für Badeartikel und Konservenringe eingesetzt. Bis zum 16. Jahrhundert wurde jede Farbe mit einem Orangeton als Gelbrot bezeichnet. Erst als die Orange von China nach Europa gelangte, wurde der Name der Frucht zum Namen eines Farbtons.

PO 20 Kadmiumorange > PY 35 Kadmiumgelb

P0 34 Permanentrot Orange
Das Pyrazolone Orange ist ein transparentes, stark färbendes Rotorange, welches vor allem auch in der Druckindustrie Verwendung findet.

PO 67 Korallenorange
Wird auch Palitol Orange genannt und als Kadmiumorangeton verkauft. Der Metamerie-Effekt ist anhand dieser Farbe sehr gut demonstrierbar. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass ein Farbton unter verschiedenen Lichtarten im Ton unterschiedlich wahrgenommen wird. Das PO 67 Korallenorange erscheint im Tageslicht Orangegelb im Ton, wohingegen es unter einer künstlichen Lichtquelle (insbesondere bei einer Lompaktleuchtstofflampe) als intensives Rotorange wahrgenommen wird.

PO 71 Pyrrol Orange
In den 1970er-Jahren wurde das Pyrrol Orange von Ciba-Geigy synthetisiert. Es findet vor allem in der
Farbindustrie Verwendung. Da die Pigmente äußerst lichtecht sind, werden sie bevorzugt im Außenbereich angewandt. Pyrrol Orange ist ein Diketopyrrolopyrrol-Pigment (DPP).

PO 73 Irgazin Orange
Enthält Zirconium und kann allergische Reaktionen hervorrufen. Unter bestimmten Bedingungen ist das Pigment staubexplosionsfähig.

PR 9 Naphtholrot
Je nach Herstellungsart ist Monoazopigment nicht immer zufriedenstellend lichtecht. Dieses schöne Gelbrot wird unter u.a. als Permanentrot, Neutralrot, Kadmiumrotton,Zinnoberrotton und Flammenrot verkauft und findet im Anstrichsektor und als Studien- und Hobbyfarbe Verwendung.

PR 83 Alizarin-Krapplack
Alizarin-Krapplack ist die synthetische Variante des Färberkrepps (Rubia).

PR 101 Eisenoxidrot natürlich
PR 102 Eisenoxidrot synthetisch
Auch Hämatit, Venezianischrot und Englischrot genannt. Das Eisenoxidrot ist äußerst lichtecht und da Eisen das häufigste farbbildende Element der Erde ist und einfach zu gewinnen, ist es auch preiswert. Die künstlich hergestellte Variante wird unter PR 102 geführt. Je nach Eisengehalt und Aufbereitungsart variiert der Farbton von einem gelblichen, violett-stichigen bis zu einem dunkelbraunen Rot. Siehe auch den Variantenreichtum der natürlichen PY 42 Ocker und künstlichen PY 43 Ocker.

PR 104 Molybdänorange
Dieses Pigment ist ein Gemisch aus Bleimolybdänoxid (Wulfenit), Bleichromat (Krokoit) und Bleisulfat. Molybdänorange gilt als karzinogen und reproduktionstoxisch. Es ist ein deckendes, brillantes Orange, klassifiziert als ein rotes Pigment. Diese Farbe wurde unter anderem in Willem de Koonings Gemälden nachgewiesen. Es ist ein Industriepigment, welches u.a. beim Einfärben von Leitkegeln Verwendung findet.

PR 105 Bleimennige
Auch Minium oder Saturnrot genannt. Aus dem Schreiben und Malen mit Minium von roten Anfangsbuchstaben in Büchern entwickelte sich das Wort Miniatur. Wenn Bleiweiß gebrannt wird, oxidiert es weiter, und wird zu orangerotem Menninge. Überliefert ist, dass bei der Feuersbrunst in Piräus eine Schiffsladung von Bleiweiß mitverbrannt und danach als orangerotes Pigment wiedergefunden wurde.

PR 106 Zinnober
Die Alchemisten glaubten, dass sie mit Quecksilber und Schwefel Gold herstellen könnten. Das enttäuschende Ergebnis war das Zinnober-Quecksilbersulfid. Die rote Farbe ist unbeständig. Sie verändert sich mit der Zeit und dunkelt nach. Sie wird auch Cinnabarit, Chinesischrot und Drachenblut genannt.

PR 108 Kadmiumrot > PY 35 Kadmiumgelb
Die rote Pigmentvariante des Kadmiumsulfid ist ein abnorm dunkles Tiefrot, welches am äußersten Ende des wahrnehmbaren Spektralbereichs angesiedelt ist und so ihr Farbton drucktechnisch nur schwer nachgestellt werden kann.

PR 112 Fanchon Rot
Naphthol AS oder Permanentrot ist ein leuchtendes Orangerot. Es ist beständiger als die PR 9 Naphtholrotvariante.

PR 122 Magenta
Die sehr beständigen und lasierenden Chinacridon-Pigmente finden in unterschiedlichen Industrien, u.a. als Magenta-Pigment bei den Inkjet-Druckertinten und als Autolack Verwendung. Der Farbname Magenta entstand, als im Sardischen Krieg beim gleichnamigen norditalienischen Ort Magenta eine der blutigsten Schlachten stattfand und der blutrote Boden alsdann für die Farbe Pate stand.

PR 168 Anthranthrone Rot
Ein leuchtendes, lichtechtes und transparentes Gelbrot.

PR 179 Marron
Das Perylenrot wir auch als Karminrot, Bordeauxrot und Florentinerrot, welches früher aus Brasilholz gewonnen wurde,
verkauft. Dabei handelt es sich um einen tiefdunkelroten Farbton, genau zwischen Krapplack und einem Eisenoxidrot.

PR 207 Chinacridon Rot > PR 122 Magenta
Eine transparente und gelbrote Chinacridonpigmentvariante.

PR 214 Fastogen Rot
Diese Farbe ist einem Kadmiumrot im Ton sehr ähnlich, jedoch deutlich lasierender.

PR 242 Scharlachrot
Das Disazopigment ist ein sehr schönes Orangerot, ähnlich dem historischen Scharlachrot, welches früher von einer Schildlausart gewonnen wurde.

usw...


Published 2019
ULTRAMARIN ULTRAMARINE OUTREMER
Verlag für moderne Kunst
ISBN 978-3-903320-03-1